Crowdfunding – eine alternative Gründungsfinanzierung – Teil II

In sieben Schritten zur Schwarm-Finanzierung (am Beispiel Seedmatch)

  1. Das Unternehmen schickt dem Crowdinvesting-Unternehmen einen kurzen Businessplan, aus dem die Geschäftsidee hervorgeht, zu.
  2. Ist die erste Bewertung durch die Crowdfunding-Plattform positiv, reicht das Unternehmen einen vollständigen Businessplan ein. Dieser wird intensiv auf Eignung und Potential geprüft.
  3. Ist das Geschätskonzept geeignet, wird der Fundingvertrag geschlossen.
  4. Das Unternehmen muss der Plattform Unterlagen und Informationen zukommen lassen – für die Präsentation auf der Plattform.
  5. Das Unternehmen legt vor dem Fundingprozess zwei Summen fest: die Fundingschwelle und das Fundinglimit (also die minimale und die maximale Fundingsumme). Nur wenn die Fundingschwelle erreicht wird, werden die Beteiligungsverträge wirksam. Andernfalls geht das Unternehmen leer aus.
  6. Der Fundingprozess startet. Das heißt, das Projekt wird auf der Plattform live geschaltet. Von nun an können sich die (registrierten) Mikroinvestoren bis zu 60 Tage lang (evtl. plus 30 Tage Verlängerung) am Unternehmen beteiligen.
  7. Ist das Funding erfolgreich, erhält das Unternehmen das Kapital. Das finanzierte Unternehmen bleibt mit der Plattform weiterhin verbunden. Es kann darüber zum Beispiel Reportings an die Investoren senden und anderweitig mit den Geldgebern in Kontakt treten.

Und so funktioniert Crowdfunding am Beispiel von Seedmatch (Video):

Pro & Contra

Vorteile für Start-ups
Auf Crowdfunding-Plattformen können Unternehmer ihr Geschäftsmodell vielen verschiedenen potenziellen Investoren gleichzeitig vorstellen um das benötigte Kapital für die Umsetzung und Weiterentwicklung ihrer Idee zu sammeln. Bei Seedmatch sind es derzeit knapp 10.000 registrierte User. Dies erspart die mitunter langwierige Investorensuche, sodass Gründer sich um die Umsetzung ihres Konzeptes konzentrieren können. Außerdem bietet Crowdfunding einen einzigartigen Zusatzwert: Bei keinem anderen Finanzierungsmodell erhalten Gründer neben dem benötigten Kapital so viele Unterstützer – Menschen, die an dem Erfolg des Start-ups interessiert sind und zu Multiplikatoren werden, wenn sie sich in ihrem privaten und beruflichen Netzwerk über die Geschäftsidee austauschen und Produkte empfehlen.

Vorteile für Investoren
Crowdfunding für Start-ups bietet Privatpersonen erstmals die Möglichkeit, ab kleinen Beträgen online und unkompliziert in zukunftsweisende Start-ups zu investieren. Vorher stand diese Form der Geldanlage nur einem exklusiven Kreis finanzstarker Business Angels offen. Verbraucher können erstmals Einfluss darauf nehmen, welche Produkte und Geschäftsmodelle den zukünftigen Markt gestalten. Investoren beteiligen sich mit nicht existentiellen Beträgen an Unternehmen in einer sehr frühen Phase. Steigt der Wert des Unternehmens um ein Vielfaches, so vervielfacht sich auch der Wert der Anteile. Investments in Start-ups sind eine Risikokapitalanlage. Mögliche Verluste einzelner können aber durch eine Portfolio-Strategie ausgeglichen werden, das heißt durch eine Verteilung der Investments auf viele Verschiedene Projekte.

Risiken für Start-ups
Aus Sicht der Start-ups ist Crowdfunding zumindest in einer Hinsicht problematisch: Es funktioniert sozial, und alle diese sozialen Plattformen leiden unter dem sogenannten „Schwarzer-Schwan-Effekt“, beschrieben von Nassem Nicholas Taleb. Ein paar Ideen räumen richtig gut ab, während die meisten anderen Ideen ihre Funding-Ziele nicht erreichen. Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass die erfolgreichen Ideen tausendfach besser sind als die nicht erfolgreichen, sondern dass die Investoren einigen wenigen Ideen zustreben, die sich viral verbreiten. Dieser Effekt ist leider weder kopier- noch vorhersehbar, sodass manch eine gute Idee nicht wahrgenommen wird.

Risiken für Investoren
Start-up-Investments sind neben Vulture-Funds die riskantesten Finanzgeschäfte der Welt. Bei erfolgreichen Start-ups kann es riesige Renditen geben, klar, doch sind  private, unerfahrene Investoren wirklich in der Lage diese auch zu erkennen? Können sie einschätzen, ob das Problem, welches das geförderte Produkt lösen soll, eine genügend große Zielgruppe anspricht? Die Problemlösung muss technisch machbar sein. Die Konkurrenz darf die Idee weder kopieren, noch durch eine bessere ersetzen dürfen. Es darf kein Patent existieren, welches die Umsetzung der Idee womöglich unmöglich macht. Das sind sehr viele Dinge, die beurteilt werden müssen. Doch das größte Problem fehlt in dieser Aufzählung: Diejenigen, welche durch die Crowd gefördert werden, dürfen keine Betrüger sein!

Autor: Ali Awada

 

Quellen:

1) http://www.crowdinvestor24.de/startups/ludufactur/
2) http://www.innovestment.de/startups/profiles
3) https://www.seedmatch.de/ueber-uns/fuer-startups
4) http://www.berlin-maximal.de/magazin/unter-30/art102,2699

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